
War das der erfolgreichste Prime Day aller Zeiten?

Hinter uns liegt eines der wichtigsten Events des Jahres auf Amazon: der Prime Day 2021. Erste Eindrücke und Insights zum Erfolg des Deal-Events liefert Remazing-Partner Filip Egert in seinem heutigen Kommentar.
In den USA wird Amazon laut Prognosen spätestens Ende des Jahres mehr E-Commerce-Umsatz machen als die anderen Top 10 Retailer zusammen. Auch Amazons Advertising-Geschäft läuft gut: Die Nachfrage nach den Werbeplätzen auf der Plattform wächst so stark, dass die CPCs momentan immer weiter ansteigen. Je größer der Marktplatz wird, umso größer wird allerdings auch die Konkurrenz auf Amazon – und die kämpft teilweise mit unfairen Mitteln. Amazon versucht weiter, gefälschten Bewertungen Herr zu werden und wir haben mit OMR über den neuesten Trick, sich das Bestseller-Badge zu erschleichen, gesprochen.
Mit dem neuesten Update von Amazons Algorithmus (von A9 auf A10) wird im Ranking mehr Wert auf organische Verkäufe als auf Paid Ads gelegt. Ob damit einige der aktuellen Tricks hinfällig werden, muss sich noch zeigen. Wir werden auf unserem Blog in den nächsten Wochen jedenfalls ausführlich über den neuen Amazon-Algorithmus berichten.
Wer auf der Suche nach noch mehr Input zu Amazon und E-Commerce ist: Diese und nächste Woche findet die digitale K5 Future Retail Conference statt. Es geht um die Zukunft des E-Commerce, nächste Woche verstärkt aus globaler Sicht – die Teilnahme ist kostenlos.
Generelle Updates
Wird der diesjährige Prime Day erfolgreicher als je zuvor?
Laut Prognosen wird der Prime Day 2021 den Umsatz von 10,4 Mrd. $ aus dem Vorjahr noch übertreffen: eMarketer rechnet mit einem weltweiten Umsatz von fast 12 Mrd. $. Als Anzeichen für den Erfolg des diesjährigen Prime Day nennt Adobe Digital die erhöhte Anzahl an Prime-Abonnenten, das über zwei Jahre stabile Wachstum der Online-Ausgaben von +59% in den USA und die in der Umfrage bestätigte Kauflust der Amerikaner.
Ads auf Amazon werden teurer
Die Preise für Werbeanzeigen auf Amazon steigen: Lag der durchschnittliche CPC Anfang des Jahres in den USA noch bei 0,93$, so kostete ein Klick Anfang Juni mit 1,20$ im Durchschnitt bereits 30% mehr. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Amazon Advertising sogar um 50% teurer geworden. Die Entwicklung lässt sich nahezu identisch auf allen Marktplätzen beobachten: Die Nachfrage nach Anzeigen steigt stark an und treibt dadurch die Preise in die Höhe.
Vorbezahlte Retourenlabels auf Amazon UK verpflichtend
Amazon verpflichtet die Händler auf seinem englischen Marktplatz ab dem 5. Juli, jeder Bestellung automatisch ein Retourenlabel beizulegen. Die Kosten von durchschnittlich 2,75 Pfund trägt der Käufer. Die Alternativen für Verkäufer, die den Aufpreis für ihre Kunden vermeiden wollen, sind der returnless refund für kleine Produkte oder der Wechsel in das FBA-Seller-Modell: Man zahle dann die FBA-Gebühren für Rücksendungen (50% der Fulfillment-Gebühr) statt der Amazon Prepaid Return Labels.
Amazon kämpft gegen Fake-Bewertungen
Amazon berichtet, dass das Unternehmen 2020 mehr als 200 Millionen Fake-Reviews von der Plattform genommen hat. Einen großen Teil der Verantwortung für die gefälschten Produktbewertungen sieht Amazon bei den sozialen Medien: Dort finde häufig die Organisation der Fake-Bewertungen statt – ohne von den Plattformen gestoppt zu werden. Dass auf Amazon mit unfairen Mitteln gekämpft wird, sieht man auch an einem neuen Trick zum Erhalt des Amazon Bestseller-Badge, zu dem wir als Experten von OMR befragt wurden.
Umsatzsteuer-Berechnungsservice von Amazon ist fehlerhaft
Die Berechnung der Umsatzsteuer funktioniert bei Amazon automatisiert. Doch der Service, der gerade kleine Seller beim EU-weiten Verkaufen eigentlich unterstützen soll, berechnet teilweise falsche Steuersätze – für die am Ende immer der Verkäufer haftet. Wurden zu wenig Steuern gezahlt, muss dieser die Differenz selbst an das Finanzamt zurückzahlen. Daher die wichtige Empfehlung: Die Anwendung des korrekten Steuersatzes sollte immer noch einmal selbst geprüft werden.
Amazon führt Umsatzranking im E-Commerce in den USA 2021 deutlich an
eMarketer prognostiziert einen Umsatz von 386 Mrd. $ für Amazon.com in 2021 und einen Anteil von 41,4% am amerikanischen E-Commerce-Umsatz. Damit läge Amazon auf Platz 1 der umsatzstärksten Online-Shops in den USA – und weit vor Konkurrent Walmart mit einem erwarteten Umsatz von 67 Mrd. $. Selbst wenn man alle anderen Top 10 Retailer wie Ebay, Target und Apple zusammennimmt, machen sie addiert voraussichtlich weniger E-Commerce-Umsatz als Amazon.
Untersuchungen gegen Amazon: Datennutzung, Buy Box und FBA-Seller
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA will Untersuchungen gegen Amazon einleiten: Es geht um die Nutzung der von Käufern und Verkäufern gesammelten Daten und die Entscheidung, welche Verkäufer die begehrte Buy Box gewinnen. Auch die Europäische Kommission prüft diese Punkte. Zudem untersucht die CMA, ob FBA-Seller auf der Plattform bevorzugt behandelt werden, weil sie die Amazon-Services nutzen.
Amazon führt Einstiegslohn von 12€ in deutschen Logistikzentren ein
Ab dem 1. Juli zahlt Amazon seinen Mitarbeitern in den deutschen Logistikzentren den pauschalen Einstiegslohn von 12€, im Herbst 2022 soll dieser auf 12,50€ angehoben werden. Dazu kommen Bonuszahlungen und Mitarbeiteraktien, betont das Unternehmen. Bisher liegt das Einstiegsgehalt zwischen 11,30€ und 12,70€. Dieses Jahr sollen allein in Deutschland 5.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden.
Amazon Fresh-Lieferungen sollen schneller werden
Amazon Fresh will schneller liefern: In Berlin, München und Potsdam sollen Lebensmittel innerhalb von 3 Stunden bei den Käufern ankommen. Prime-Mitglieder sollen so ihre Bestellungen noch am selben Tag erhalten, wenn sie bis 19 Uhr aufgegeben wurden. Im Vergleich mit schnell wachsenden, ultraschnellen 10-Minuten-Lieferdiensten kann der Online-Riese jedoch nicht mithalten. Amazon soll aber angeblich an einer Übernahme des deutschen Anbieters Flink interessiert sein.

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Amazon Go erstmals in Supermarktgröße
Am 17. Juni 2021 wurde in Seattle erstmals ein Amazon Go-Shop in Supermarktgröße eröffnet: Die Ladenfläche beträgt über 2.300 Quadratmeter. Bisher waren die Filialen der kassenlosen Einkaufsmärkte mit maximal 200 Quadratmetern zu klein, um einen kompletten Wocheneinkauf zu erledigen. Nun tritt Amazon in Konkurrenz zu klassischen Supermärkten. Die “Just Walk Out”-Technologie macht es durch Sensoren und KI möglich, ohne Anstehen an der Kasse bei Amazon Go einzukaufen.
Walmart startet Lieferung mit Drohnen
Walmart hat in den Drohnen-Lieferservice DroneUp investiert und beginnt demnächst im US-Bundesstaat Arkansas mit ersten Lieferungen per Drohne. Die nötige Infrastruktur sei laut eigener Aussagen bereits vorhanden: Die 4.700 Walmart-Shops liegen für 90% der US-Bevölkerung innerhalb einer Entfernung von 10 Meilen (ca. 16 Kilometer). Einen Test mit der Lieferung von Corona-Testkits via Drohne hat das Unternehmen 2020 bereits erfolgreich absolviert.
Online-Shops übernehmen Amazons Plattform-Modell
Immer mehr Online-Shops erkennen die Vorteile eines Marktplatz-Modells nach Amazon-Vorbild: Wenn alle gewünschten Produkte auf einer Plattform erhältlich sind, wird dort eher gekauft und der Website-Traffic erhöht sich. Aus diesem Grund erlauben etwa Express, Urban Outfitters und J.Crew in den USA auf ihren Websites nun auch Third-Party-Sellern den Verkauf von Waren, die nicht von der eigenen Marke stammen. Auf dem Amazon Sales Kongress haben wir einen Vortrag zur Optimierung auf Online-Marktplätzen gehalten – melden Sie sich bei Interesse an der Präsentation gerne bei uns.
Fashion-Marktplätze an der Börse
Nach Mytheresa und Fashionette ist nun innerhalb kurzer Zeit mit About You das dritte deutsche Online-Modeunternehmen an die Börse gegangen. Der Onlineshop war zum Start mit rund 3,9 Mrd. € bewertet worden, der Ausgabepreis für eine Aktie lag bei 23€. About You arbeitet bereits seit Längerem an dem Ausbau seines Marktplatzgeschäfts – wir sind gespannt auf weitere Updates in dieser Hinsicht.
Das finden wir wichtig
Amazon passt die Preise für Produkte auf Amazon Fresh abhängig von der Postleitzahl des Kunden an. In unserem Beispiel haben wir einen Unterschied von 0,33€ zwischen Hamburg und München für ein Duschgel entdeckt.

Amazon testet einen neuen Advertising Report: den Sponsored Products Budget Report. Damit ist es möglich, ein festes Ad-Budget besser zu überblicken und zu verteilen. Beispielsweise zeigt der Report an, wie oft die eigene Kampagne “Out Of Budget” war und wie viele “Missed Clicks” und “Missed Sales” sich daraus ergeben. Leider konnten wir den Report selbst noch nicht entdecken, doch für einige Konten auf dem amerikanischen Marktplatz ist er bereits freigeschaltet.
Es ist nun möglich, einmal in der Advertising Console erstellte Kampagnen auf verschiedenen Amazon-Marktplätzen ausspielen zu lassen. Dabei können noch Änderungen an den zu bewerbenden Produkten, dem Budget, den Geboten und dem Kampagnentitel vorgenommen werden.

Kommentar: Erste Eindrücke vom Prime Day 2021

Die Erwartungen an den Prime Day 2021 waren hoch – es wurde insgesamt eine Umsatzsteigerung von 19% im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Unsere ersten Learnings aus den beiden Deal Days fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen:
- es gab im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger Prime Day-Deals
- insgesamt hat der Prime Day für die Brands mit Deals gut funktioniert – die Sales waren teilweise mehr als 7x so hoch wie der normale Tagesumsatz
- der Umsatz am ersten Prime Day-Tag war für viele Brands deutlich höher als am zweiten Tag
- der Traffic war auf dem deutschen Marktplatz insgesamt jedoch weniger als von Amazon im Vorhinein erwartet
- bereits laufende Sponsored Brand-Kampagnen haben oftmals besser funktioniert als neu erstellte Anzeigen
- teilweise waren normale Kampagnen erfolgreicher als die extrem umkämpften Prime Day-Deals – optimal: eine Kombination aus beidem
- in Frankreich starten einige Tage später die Summer Sales, die den Kunden noch bessere Deals versprechen
Eine detaillierte Auswertung der Umsätze und eine anschließende Analyse des Prime Day werden wir in der nächsten Woche auf LinkedIn veröffentlichen.
Top 5 Amazon Keywords

Der Trend der Amazon-Suchbegriffe aus den letzten zwei Wochen setzt sich weiter fort: Corona-verwandte Keywords tauchen aktuell nicht mehr unter den häufigsten Suchanfragen auf. Immer noch bereiten sich die Kunden in allen erfassten Ländern auf den Sommer und steigende Temperaturen vor. Außerdem wurden auf Amazon vermehrt Geschenke für den Vatertag am 20. Juni gesucht – und in den USA bereits nach Prime Day Deals Ausschau gehalten.
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